Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit im Agrotourismus
Nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, unsere Bedürfnisse so zu befriedigen, dass auch künftige Generationen in ihren Möglichkeiten nicht eingeschränkt sind. Dies wird erreicht durch eine Stärkung der regionalen Wirtschaft, einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Nachhaltigkeit im Agrotourismus bringt entscheidende Vorteile, darunter das Potenzial zur Ressourceneinsparung, die Verbesserung der Qualität sowie die Stärkung der Glaubwürdigkeit. Für die Zukunft des Betriebs sind das zentrale Aspekte, um den wachsenden Erwartungen der Gäste gerecht zu werden. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Agrotourismus-Betriebe ihre Angebote in den Bereichen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft nachhaltiger gestalten können. Die folgende Liste, basierend auf dem Swisstainable* Nachhaltigkeitscheck, zeigt, in welchen Themenfeldern und mit welchen Massnahmen Nachhaltigkeit auf Agrotourismusbetrieben gezielt gefördert werden kann.
SDG* Wedding Cake
Dieses Vorrangmodell der Nachhaltigkeit zeigt auf, dass es keine isolierte Betrachtung der drei Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gibt, sondern dieses stets miteinander in Einklang gebracht werden müssen. Das erfordert gezieltes und koordiniertes (Nachhaltigkeits-) Management, was häufig als vierte Dimension angesehen wird. *SDG (Sustainable Development Goals) bezeichnet die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO.
Umwelt
Natur & Landschaft
Die Pflege der traditionellen Kulturlandschaft durch die Landwirtschaft trägt zum Erhalt des Landschaftsbildes bei und bildet die Grundlage für attraktive Gästeerlebnisse.
- Besuchenden die Bedeutung nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden näherbringen, z.B. mit Führungen
- Umweltfreundliche Aktivitäten anbieten, wie z.B. Wandern, Biken, Reiten oder Angeln
- Aktivitäten mit positivem (regenerativem) Einfluss auf die Natur anbieten, wie z.B. Weideräumungen, Trockensteinmauerpflege
- Neue Anschaffungen oder Renovationen ressourceneffizient planen und umsetzen
Wasser, Luft & Boden
Ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen Wasser, Luft und Boden ist essenziell, um die natürliche Grundlage der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern und für den Tourismus eine intakte Landschaft zu erhalten.
- Ökologische Reinigungsmittel verwenden
- Gäste über Energie- und Wassersparmassnahmen informieren
- Gäste auf Förderung der Bodengesundheit, Artenvielfalt und Tierwohl durch eine nachhaltig betriebene Landwirtschaft (Biolandwirtschaft, IP-Suisse, etc.) aufmerksam machen
Energie & Klima
Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel betroffen und trägt dazu bei. Gäste erwarten vermehrt Massnahmen für eine klimaneutrale Landwirtschaft. Anpassungsstrategien und Optimierung des Energieverbrauchs durch Energiesparmassnahmen und erneuerbare Energien stärken die Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe und deren Glaubwürdigkeit für die zunehmend nachhaltig orientierten Gäste. Zudem erfordert die Lebensmittelproduktion erhebliche Ressourcen und beeinflusst das Klima je nach Produktionsart und -weise unterschiedlich stark.
- Investitionen in Solar-, Wind- und gemeinschaftliche Biogasanlagen auf (bestehenden) hofeigenen Infrastrukturen prüfen
- Besichtigungen zukunftsfähiger Anlagen für die Energieproduktion organisieren
- Kauf energieeffizienter Geräte
- Bei Verpflegungsangeboten auch vegetarische Produkte und Gerichte anbieten
Mobilität
Etwa drei Viertel des CO2-Ausstosses von Touristinnen und Touristen entstehen bei der An- und Abreise. Die Mobilität im Agrotourismus ist eine besondere Herausforderung, da Bauernhöfe oft abseits und nicht in der Nähe einer ÖV-Haltestelle liegen. Auch Extra-Besuche abgelegener Hofläden tragen zu dieser Problematik bei.
- Shuttleservice anbieten
- Auf der Webseite bei Anreiseinformationen und im allgemeinen Mailverkehr auf ÖV-Verbindungen hinweisen
- Für die Mobilität vor Ort Fahrräder zur Verfügung stellen
- Lieferservice oder Versand für Produkte aus Hofläden anbieten
Abfall & Foodwaste
Die Abfallmenge kann durch Vermeiden, Reduktion, getrennte Entsorgung und Recycling optimiert werden. Insbesondere in der hofeigenen Beiz oder dem Hofladen gibt es viele Ansatzpunkte, um Foodwaste zu reduzieren.
- Recyclingsystem attraktiv gestalten
- Mehrweggeschirr verwenden und auf Einweg- / Plastikgeschirr verzichten
- Proaktives Lebensmittelmanagement umsetzen (Planung, Lagerung, Nutzung)
- Verkauf von Produkten mit verlängerter Haltbarkeit prüfen
- Waren unverpackt oder in umweltfreundlicher Verpackung anbieten
- Mit externen Partnerinnen und Partnern zusammenarbeiten
Gesellschaft
Bevölkerung & Kultur
Regionale Kulinarik, Traditionen und Bräuche und damit die regionale Identität lassen sich durch den Tourismus stärken.
- Traditionelle Gerichte und Produkte anbieten
- Regionale Traditionen und Bräuche pflegen und vermitteln, z.B. durch Veranstaltungen, die lokale Traditionen feiern und Gästen authentische Einblicke bieten
- Lokale Bevölkerung einbeziehen, mit anderen (Landwirtschafts-)Betrieben aus der Region zusammenarbeiten
- Traditionelle Handwerkstechnik zeigen und Gästen die Möglichkeit bieten, selbst aktiv zu werden
Gästeinformation, Gastfreundschaft und spezifische Gästebedürfnisse
- Über hofeigenes Nachhaltigkeitsengagement informieren und Gäste aktiv einbeziehen
- Gästezufriedenheit abholen und Input für Verbesserungen umsetzen
- Auf spezifische Gästebedürfnisse eingehen, z.B. Familienfreundlichkeit, Barrierefreiheit
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Die Nutzung des Hofs als Lernort fördert das Bewusstsein für eine nachhaltige Paralandwirtschaft.
- Kurse o.ä. zu nachhaltigen Anbaumethoden und Tierhaltung sowie ökologischen Zusammenhängen anbieten
- Kooperation auf unterschiedlichen Bildungsstufen suchen (Grundschulen, Gymnasien, Fachhochschulen und Universitäten)
Wirtschaft
Agrotourismus- und Direktvermarktungs-Angebote steigern die regionale Wertschöpfung, fördern die Diversifizierung und leisten somit einen Beitrag zur Stärkung der lokalen Gemeinschaft und zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem.
- Hofeigene oder regionale Produkte und Dienstleistungen anbieten; dabei auf Saisonalität, kurze Transportwege und biologische oder nachhaltige Produktion achten
- Abonnements für frische Produkte wie Gemüsekisten oder Fleisch- und Milchprodukte für Einheimische und Gäste anbieten, auch nach deren Heimkehr
- Lokale Kooperation eingehen, um ein breiteres Sortiment anbieten zu können und die lokale Wirtschaft zu unterstützen
- Mit der regionalen Gastronomie und Hotellerie sowie kantonalen Organisationen zusammenarbeiten
- Attraktive Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten wie Praktika, Teilzeit- oder Saisonarbeit anbieten
Nachhaltigkeit im Tourismus auf nationaler und kantonaler Ebene
- Nationales Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit (KONA) beim Schweizer Tourismusverband STV
- Nationale Aktivitäten (Swisstainable) und Förderung barrierefreier Tourismus (OK:GO)
- Überblick über nationale Förderinstrumente für Nachhaltigkeit im Tourismus
- Kantonale Projektstelle Nachhaltigkeit bei der Tourismusorganisation Graubünden Ferien
Weiterführende Informationen, Projekte und Initiativen
- Klimawandel im Kanton Graubünden (Klimastrategie Graubünden, Aktionsplan Green Deal, Klimatools für Gemeinden, etc.)
- Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden
- Kantonale Förderprogramme im Bereich Energie
- energiefranken.ch (kantonale Beiträge und alle anderen Energieförderprogramme)
- myblueplanet.ch (kostenlose Unterstützung für Mitglieder von Agrotourismus Schweiz)
- Bio Grischun
- Energie Schweiz
- «LandGastWirt»
- graubündenVIVA
- alpinavera
ZHAW Institut Umwelt und Natürliche Ressourcen
Forschungsgruppe Tourismus und Nachhaltige Entwicklung
Center da Capricorns
7433 Wergenstein
Swisstainable
Schweiz Tourismus
Morgartenstrasse 5a
8004 Zürich