News 27. und 28. März 2023
«Landwirtschaft macht Schule!» auf Bündner Tour
«Landwirtschaft macht Schule!» auf Bündner Tour
27. und 28. März 2023
Drei Schulklassen der Sekundarschule Ilanz, Zizers und Chur hatten am 27. und 28. März 2023 Bauernbesuch. Florian Stucki aus dem Diemtigtal überraschte die Schülerinnen und Schüler mit Wissen über die Landwirtschaft, deren Entwicklung und seinen Betrieb. Persönlich und authentisch holte er die Schülerinnen und Schüler ab: «Für was brauchen wir die Landwirtschaft? Hast du heute schon etwas gegessen? Na, dann hast du bereits Gebrauch von der Landwirtschaft gemacht!» Die Aufmerksamkeit stieg.
Spätestens mit der Frage, wer Ski fährt, hatte er die gesamte Klasse mit den Augen auf ihn gerichtet. Was hat das mit dem Thema zu tun? Diese Frage zeigte den Zuhörenden, dass Bäuerinnen und Bauern auch dafür sorgen, dass die Landschaft so aussieht, wie sie sie kennen, und davon Gebrauch machen können.
Weitere Themen zeigen die Abweichung zwischen der Landwirtschaft im Bilderbuch und in der Realität. Die Schülerinnen und Schüler sind sich bewusst, dass heutzutage eine Spezialisierung auf einen oder wenige Betriebszweige zur Norm gehört. Ein in der Gruppe erarbeiteter Zeitstrahl bringt die Entwicklung der Nahrungsmittelproduktion in der Schweiz noch mehr zur Geltung.
Die Einführung des ÖLNs und der Direktzahlungen wird als Meilenstein hervorgehoben. Stucki erklärt, dass dies die Produktionsgrundlage jedes Bauernbetriebes ist, und Themen wie das erhöhte Tierwohl und eine verstärkte Biodiversität damit gefördert werden.
Die Schulklasse taucht von Beginn an in die Thematik ein, heruntergebrochen und für jeden Wissenstand verständlich. Das aufbauende Modul «Konsum» regt zum Denken an. Was hat es für Konsequenzen, wenn wir uns für das billigste Poulet Fleisch entscheiden? Was sind die Unterschiede der scheinbar gleichaussenden Produkte oder der abweichenden Preiskategorien? Die Schülerinnen und Schüler werden interaktiv mit Fragen in den Unterricht einbezogen und aufgefordert, wie beim Einkaufen, Produkte zu untersuchen und zu beurteilen. Sicherlich mit Effekt auf den eigenen Konsum.
Grund für die Bündner Tour des Referenten Florian Stucki ist die Initiative des Bündner Bauernverbandes (BBV), «Landwirtschaft macht Schule!» im Kanton Graubünden aufzubauen. Das Projekt wurde bereits vor mehr als 10 Jahren vom Verein agro-image lanciert, mit dem Ziel, die Landwirtschaft zurück ins Klassenzimmer zu bringen – echt und fachkompetent. Der Bündner Bauernverband sieht im Projekt grosses Potenzial, um eine Brücke zwischen der Gesellschaft und den Bauern und Bäuerinnen zu schlagen; durch Nähe und Wissensvermittlung.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Verein agro-image und dem BBV bildet die Grundlage, das Projekt auch im Bündnerland zu realisieren. Sina Rellstab, Projektleiterin Öffentlichkeitsarbeit beim BBV begleitete die Klassenbesuche und ist überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, um Jugendliche abzuholen, und ihnen aufzuzeigen, was Landwirtschaft ist. «In 90 Minuten dürfen wir nicht den Anspruch haben, jegliche Themen aufzeigen zu können. Wenige Inputs haben bereits grosse Effekte, um Anstösse zu geben, nicht alles schwarz oder weiss zu sehen und die Landwirtschaft als schlecht oder dreckig zu verurteilen. Bewusst zu machen, dass wir alle von der Landwirtschaft abhängig sind und es sich lohnt, mehr darüber zu wissen, bevor kritisiert und konsumiert wird.» ist Sina Rellstab überzeugt. Bei allen drei Schulklassen hat einen Bruchteil der Schülerinnen und Schüler noch Kontakt mit einem Bauernhof. Das zeigt, dass auch im Kanton Graubünden hoher Bedarf besteht, diese Themen zu kommunizieren.
Bündner Referentinnen und Referenten
Die Bündner Tour richtete sich gleichzeitig an alle interessierten Bäuerinnen und Bauern. Sie wurden eingeladen, einem erfahrenen Referenten zuzuschauen, Einblick ins Unterrichten und die Themen zu erhalten und mehr über das Projekt zu erfahren. Einige Besucherinnen und Besucher waren begeistert und konnten als Referentin oder Referenten akquiriert werden. Somit ist der Startschuss geglückt und das Projekt auch von Bäuerinnen und Bauernseite lanciert.
Grösstenteils wird das Angebot von Hauswirtschaftslehrerinnen und -lehrern genutzt, in Zusammenhang mit Einkauf, Konsum und Lebensmittelherkunft. Die Hauptsaison ist in den Wintermonaten, was Bäuerinnen und Bauern grösstenteils gelegen kommt. Florian Stucki hebt hervor, dass er sich vor allem im Verein engagiert, weil er gerne Klassen besucht und er es eine gute Sache findet. Das Nebeneinkommen und gleichzeitig die grosse Flexibilität sei jedoch nicht ausser Acht zu lassen.
Nun ist ein wichtiger Schritt getan, «Landwirtschaft macht Schule!» im Kanton Graubünden zu lancieren. Im Herbst 2023 sollen die ersten Klassenbesuche stattfinden. Die Suche nach Referentinnen und Referenten ist nach wie vor wichtig. Die gewonnen Referentinnen sind jedoch sehr wertvoll, um das Angebot nun vermehrt an die Schulen zu kommunizieren. Sina Rellstab ist überzeugt: «Der Rahmen ist mit der Zusammenarbeit zwischen dem Verband und dem Verein agro-image gesetzt. Nun ist entscheidend, dass wir weitere motivierte Referentinnen und Referenten finden, welche aktiv werden, damit wir ein Angebot starten können. Es ist eine super Sache, ich würde am liebsten gerade selber vor Klassen stehen.»